RAM-Finale vom 02.04.14

Im Finale bei Rap am Mittwoch in der vergangenen Woche trafen zwei Gegensätze aufeinander: alter RAM-Hase (Main Moe) battlet neues Gesicht (Ahes).

Dass die Favoritenrolle klar bei Moe liegen dürfte, ist klar. In den vorherigen zwei Battles hat Ahes allerdings klar gemacht, dass er nicht ohne Grund im Finale steht.

In der ersten Runde legt er auch gleich richtig los. Eine spezielle Punchline lässt sich gar nicht herausziehen, so dicht gedrängt feuert er die Zeilen da raus. Dass er sich zwischenzeitlich bei Farid Bang bedient („Ich ficke deinen scheiß Kopf wie Günther Netzers Friseur“, aus „Crimetime“ mit Kollegah), ist halb so schlimm, weil er anschließend selbst darauf hinweist. Als er nach einer Minute denkt, dass es zu Ende ist und dann doch noch 30 Sekunden füllen muss, hat wohl keiner erwartet, dass er das SO gut machen würde. Ein absolutes Freestylemonster. Ein Battle zwischen ihm und Le Nerd oder auch Roni87, die ebenfalls grandios freestylen können, fände ich äußerst interessant.

Main Moe bemängelt zunächst – nicht ganz unberechtigterweise – dass Ahes gar nicht ihn, sondern das Publikum angesprochen hätte. Er wählt einen gänzlich anderen Stil. Statt sich selbst erklärender Lines, setzt er auf Zeilen, die sich aufeinander aufbauen und eher in einer vernichtenden Erkenntnis, denn in einer Monsterpunchline enden. Lyrisch ist das sicherlich hochwertiger, allerdings ist diese Wahl insofern gefährlich, weil man sich nie sicher sein kann, ob das Publikum überhaupt nachvollziehen kann, worum es gerade geht.

In der zweiten Runde packt Ahes zunächst einen schönen Text aus. Der Übergang in den Freestyle erfolgt fließend. Ohnehin scheint dies eine seiner Stärken zu sein: Die Freestyles sind so gut, dass die Grenze zwischen ihnen und den Lyrics von außen betrachtet relativ verschwommen ist. Während andere MCs meistens eine Kunstpause einlegen (müssen) und erstmal auf Freestyle switchen, liefert Ahes ohne Unterbrechung.

Außerdem hat er einfach einen abartigen Flow. Abartig gut natürlich. „In der Cypher chillen mehr Hurensöhne als im Waisenhaus“ ist eine der vielen großartigen Lines – die Main Moe allerdings nicht (und wenn doch nur mittelbar) trifft.

Zumal Moe diese Line gleich kontert: „Redest schlecht von der Cypher, ohne die Cypher wärst du nichts.“ Ansonsten setzt sich hier fort, was er in der ersten Runde begonnen hat. Tiefere Lyrics, die sich in ihrer Bedeutung nicht aufdrängen. Ohne andere MCs diskreditieren zu wollen: Nachdem es in den letzten Wochen wieder vermehrt um große Schwänze und penetrierte Mütter ging, ist mir das eine willkommene Abwechslung.

Ich hätte die erste Runde vermutlich knapp an Main Moe gegeben, die zweite Runde hingegen knapp an Ahes. Da es keine Unentschieden gibt, würde ich mich insgesamt für Main Moe entscheiden.

Das Publikum hat das anders bewertet, was ich jedoch nicht überraschend fand. Wie bereits angesprochen, hat Moe die komplizierteren Textkonstruktionen gewählt, die ihm in Sachen Sieg vermutlich ein Bein gestellt haben. Zudem surfte Ahes auf der altbekannten Newcomer-Welle, die sich zuletzt auch schon bei Ssynic und Gozpel eingestellt hat.

Ich bin gespannt, ob er das Niveau in zwei Wochen halten kann.

An der Länge des Texts könnt ihr erkennen, dass es sich im Übrigen um ein großartiges Finale gehandelt hat. Solche Battles machen Rap am Mittwoch zu dem, was es ist. Over & Out.

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