BMCL: Roni87 vs. Kex Kuhl

Roni87 überzeugte zuletzt in seinem Tag Team-Battle mit Proton gegen Harry Crotch und Brian Damage bei DLTLLY – auch wenn letztere verdient gewannen.

Kex Kuhl hingegen ist eine VBT-Größe, die bei Rap am Mittwoch bisher nicht in Erscheinung trat. Dennoch bekam er einen Startplatz in der BMCL und traf auf besagten Roni87.

Kex Kuhl fing an. Den Beginn gestaltete er noch recht ansprechend. Mit einer Mischung aus gegnerbezogenen und spaßigen Punchlines, liefert er einen guten ersten Eindruck ab. „Für Frauen bist du eher untouchable und das nicht, weil du aus Witten kommst“, „Ich bin kein Kleptomane, doch stecke Deppen wie dich zwangsläufig in die Tasche“ oder „Ich hab schon in Cyphers gebattlet, da gingen dir deine Haare gerade mal bis zu den Augenbrauen“ seien hier als kleine Highlights genannt. In der zweiten Hälfte der ersten Runde wurde Kex allerdings bereits etwas schwächer. Der Vergleich mit Samy Deluxe sollte ein Punch werden (und ist angesichts des neusten Albums und Samys Alter Ego Herr Sorge gar nicht so unangebracht), trifft aber natürlich überhaupt nicht, solange 90% der Szene die alten Alben von Samy nach wie vor feiern. Von hier nimmt das Delivery-Elend dann seinen Lauf. Er räuspert sich immer wieder, dummerweise jedes Mal ins Mikro, damit auch der letzte Mensch ganz hinten an der Theke mitbekommt, dass hier ein MC ganz schön nervös ist. Ein durchwachsener erster Durchgang von Kex Kuhl also.

Roni legt gleich mit einem Flow los, der Kex die Grenzen aufzeigt. DIE Hammerpunchline bringt er zunächst nicht, aber allein die Wortakrobatik in Verbindung mit kleineren Stichen, wirkt. Beispiel: „[Ich] kontrollier Killerkanonenkugeln bis du kexplodierst.“ Der Migranten-True-Talk-Teil (Stichwort NSU) ist eigentlich klug. Das jedoch vor allem an den Tattoos festzumachen, ist etwas wackelig. Nicht jeder Moslem, der tätowiert ist, hat dies aus einem rassistischen Anpassungsdruck getan und sich vielleicht nicht mal groß Gedanken darüber gemacht, dass er sich damit Regeln des Islams entgegenstellt.

„Was hat Rap dir getan, Bitch? Lass ihn in Ruh‘. Wir haben schon Haftbefehl und der ist genau so’n Spassti wie du“ ist dann allerdings ziemlich enthauptend.

In seiner zweiten Runde treibt Kex die Räusperei dann auf die Spitze. Dass er immer wieder anfängt zu lachen, nachdem er eine Line beendet hat, wirkt nervös und wenig seriös. Ein Endgegner präsentiert sich anders. Ein Problem, das sich in der dritten Runde fortsetzen wird, zeigt sich schon jetzt: „Denn wo bitte gibt es fettfreie Kekse?“ Solche Lines wird er später en masse bringen. Die sind nicht schlecht und würden im VBT, wo man sich eine Runde mehrmals ansehen kann, vermutlich gut ziehen. In einem Live Battle, wo eine Line allerdings sofort zünden muss, sind solche komplizierten Zeilen hinderlich.

Auch er versucht – wie schon bei DLTLLY Harry Crotch und Brian Damage – Roni über seine Haltung zu Israel zu battlen. Dass er ihm dabei allerdings die nötige „Judenqualität“ abspricht, zielt komplett an der Thematik vorbei. Obwohl ich den Israel-Part von Harry Crotch und Brian Damage alles andere als in Ordnung fand (natürlich politisch und nicht raptechnisch gesehen), haben sie das rhetorisch wesentlich besser und pointierter verpackt.

Roni hingegen kann an der guten Leistung der ersten Runde anknüpfen. Erneut fällt es mir schwer eine konkrete Punchline zu benennen, weil der Part in sich so dicht und kompakt ist, dass es eher alle Lines zusammen sind, die treffen. Überhaupt ist seine gesamte Delivery viel aggressiver und überzeugender. Mit „Man könnte diesen Punk mit MC Fitti verwechseln. Nicht wegen dem Bart, sondern den billigen Texten“ kann er dann auch noch einen echten Lacher landen.

Kex‘ letzte Runde schlägt dem Fass dann leider endgültig den Boden aus. Die Nervosität in Person. Und zum Thema Lines, die nicht livebattletauglich sind:

„Niveaumäßig wie Raverhosen – weit unten.“

„Hau ihm den Stoff um die Ohren, wie bei einer Kissenschlacht.“

„Kriegen nicht genug von mir, als ob sie das scheiß Krümelmonster wären.“

„Bleib eingebildet, so wie Brad Pitt in Fight Club.“

„Ich hingegen kill Gegner mit Stift und Zettel – der MacGyver des Raps“

„Mit Kex battlen geht schief, so wie Weiber in Ugg Boots.“

Ich zitiere diese ganzen Lines nur, um zu zeigen, dass Kex textlich an diesem Abend alles andere als schlecht war. Allein seine Delivery hat es völlig versaut.

Roni packt schließlich noch Real Talk aus, der es in sich hat. Wenn es stimmt, dass er im Vorfeld des Battles von Kex‘ Bekannten mit pikanten Informationen gefüttert wurde, ist das schon übel. Spätestens jetzt hat er das Battle gewonnen, weil er diese hässliche Geschichte wunderbar in einen Part umwandelt. Am Ende pendelt er noch etwas zwischen Freestyle und Lyrics und tut selbst das mit einer Selbstverständlichkeit, von der Kex nur träumen kann.

Fazit: Obwohl Kex die Internetrapper nicht in einem völlig schlechten Licht dastehen lässt, hat er sicherlich nicht seinen besten Abend gehabt. Verglichen mit Amah oder auch Mighty P gegen RV, war es aber noch eine akzeptable Leistung, zumal seine Texte Potenzial erkennen lassen. Roni87 war gewohnt souverän. Zu den besten BMCL-Leistungen würde ich sein Battle nicht zählen, aber mit einem besseren Gegner kann er seine Stärken beim nächsten Match vermutlich auch besser ausspielen.

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