Trouble Orchestra – Heiter

Trouble-Orchestra-HeiterErstveröffentlichung: 16. Mai 2014


Label: Audiolith
Format: CD/LP

Das Trouble Orchestra ist anders, bei denen ist immer Samstag.

Zumindest behauptet die Band von Audiolith das gleich zu Beginn ihrer Platte. „Heiter“ heißt das gute Stück und erscheint heute bei Audiolith.

Gar nicht mal so heiter sieht das Artwork des Covers aus. Das ist aber in Ordnung, denn tatsächlich wechseln sich auf dem Album wolkige und sonnige Momente ab.

Das Trouble Orchestra spielt eine Art Crossover: Rap wird mit Indie gemischt. Stellenweise fließen auch ein paar Post Rock-Anleihen ein, verweilen aber eher in den Details. Spontan muss man da natürlich erst einmal an Kraftklub und The Love Bülow denken, wobei erstere sehr viel näher am Indie als am Rap sind und letztere vor Schmalz triefen.

Auf das Orchestra trifft beides nicht zu. Johnny Mauser und Phurioso sind keine Alibi-Rapper, sondern verstehen etwas von ihrem Handwerk. Technisch könnten sie auch auf klassische Boom Bap-Beats rappen und kein HipHop-Fan müsste Abstriche machen.

Sie machen aber bewusst keinen „normalen“ Rap (ja ja, was ist schon normal? Ihr wisst, was ich meine). Einerseits um sich von der Szene abzugrenzen, andererseits um Genregrenzen zu überschreiten.

Das Ergebnis klingt überraschenderweise weniger gezwungen als beispielsweise der Output der leidigen Nu Metal-Phase in der Musikwelt. Stattdessen fügen sich Gitarren und Rapparts ganz leicht ineinander. Thematisch bewegt man sich zwischen Gesellschaftskritik, Melancholie und Partymusik, driftet dabei aber nie in den Hedonismus ab. Sehr angenehm, denn bräsige Feiersongs gibt es schon en masse.

Der Opener „Heiter“ ist ein fieser Ohrwurm, der sich in der letzten Hirnwindung einnistet und euren Kopf nie wieder verlässt. Schön und gemein!

Leisere Töne schlagen Songs wie „Stadt am Meer“ oder „Funkeln“ (der beste Track auf „Heiter“) an. Dass wir es musikalisch mit absoluten Könnern zu tun haben, zeigen die Gitarren u.a. bei „Menschen“ und der Bass bei „Graupausen“.

Merkwürdigerweise ist das ein Problem des Albums und des Stils der Band im Allgemeinen. Alle sind versiert an ihrem Instrument und die Fusion all dieser Klänge und Genres lässt „Heiter“ überladen wirken. Statt für einen roten Faden hat man sich häufig für noch eine und noch eine (und noch eine) Finesse entschieden. Das ist ein bisschen so, wie wenn Cristiano Ronaldo in den Strafraum läuft, 14 Übersteiger macht und am Ende den Ball verliert, obwohl bis dahin alles hübsch anzusehen war und er vermutlich ein Tor geschossen hätte, wenn er am Verteidiger vorbei gekommen wäre.

Die Gesangsparts gehen für meinen Geschmack außerdem zum Teil zu sehr in die Höhe, sodass die Hooks teilweise etwas anstrengend wirken. Wie gesagt: Paradox, denn wir reden hier nicht von technischen Fehlern, sondern von einer akustischen Reizüberflutung. Selbst in den ruhigen Songs.

Und dennoch: Inhaltlich hat „Heiter“ sehr viel mehr zu bieten als das durchschnittliche Deutschrap- oder Indie-Album, das hierzulande auf den Markt geschmissen wird. Reinhören sollte man somit auf jeden Fall.

3/5

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