Figub Brazlevic – Ersatzverkehr

Figub-Brazlevic-Ersatzverkehr-CoverErstveröffentlichung: 30. Mai 2014
Label: Showdown Records
Format: LP/Tape/Download

Dass Figub Brazlevic meiner Meinung nach einer der begabtesten Producer in diesem Land ist, habe ich ja schon öfter betont. Jetzt hat er sein Remix-Album „Ersatzverkehr“ über Showdown veröffentlicht und genau diesen Eindruck bestätigt.

Die Juice schrieb in ihrer Review, dass man nicht die Frage nach „Sinn und Unsinn“ von Remix-Alben aufwerfen sollte – und tat genau das, indem das erste Viertel der Rezension aus genau dieser Frage bestand. Ich halte diese Diskussion generell für überflüssig. So viel Neues kann es im Jahr 2014 überhaupt nicht geben, wodurch fast jeder Release „überflüssig“ ist. Glücklicherweise geht es bei Musik aber nicht (immer) um Sinnhaftigkeit, sondern um Gefühl. Solange ein Album irgendwas mit mir macht, ist es mir egal, ob da nur Songs drauf sind, die bereits vorher veröffentlicht wurden. Genau das schafft „Ersatzverkehr“. Und somit ist mit diesem Album alles in Butter.

Brazlevic hat eine ganze Reihe begabter MCs, ungeachtet ihrer eigentlichen musikalischen Ausrichtung, durch die Remixmangel genommen. Da wäre ein Fatoni, dessen „Dicke Hipster“ sich Figub annimmt. Später folgt „Hochhinein“ von Junior Jero, der ja generell eher laid back rappt. Schließlich wird sogar „Märchenrapper“ von Schwesta Ewa und SSIO kredenzt. Die arme Ewa bekommt ja regelmäßig niveaulose Kritik (Achtung, Euphemismus) in Form von Youtube-Kommentaren entgegengeschleudert. Klar, sie prescht nicht gerade über die Beats. Wie sie aber auf so einem Brazlevic-Beat klingt, ist doch sagenhaft. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht weiß, wie viel mehr HipHop man noch werden kann, wenn man über seine Erlebnisse im Frankfurter Rotlicht-Milieu rappt.

Aber zurück zum eigentlich Verantwortlichen. Brazlevic schafft auf jeden Fall das Wichtigste, nämlich alle Songs entweder angenehm anders oder sogar besser zu machen. Nur bei „Dicke Hipster“ finde ich das Original besser als den Remix. Alle anderen Tracks sind ebenbürtig oder überlegen. Besonders überrascht hat mich das bei „Engelsstaub“ von Mortis. Ein Song, der für mich vor allem über den grandiosen Beat kommt. Doch hier kommt der Beweis: Auch ganz anders konzipiert, ist es noch eine Perle.

Das wahre Highlight ist aber „Mehr von dir“ von Döll – und das ist ja auch schön, dass ein eher kleine Name für einen Song mit derartiger Strahlkraft sorgt.

Kurz und gut: „Ersatzverkehr“ ist eines der bisher besten Releases 2014. Trotz Remixalbum-Status ist das definitiv kein Konservenfutter.

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