Olson – Ballonherz

Olson - BallonherzErstveröffentlichung: 29. August 2014

Label: Urban

Format: CD/LP/Download

Es wurde wirklich Zeit. Nachdem ich einige Alben reviewed habe, die immer eine gute Bewertung erhalten haben, gibt es ENDLICH den ersten Verriss. Wir haben alle darauf gewartet und sollten uns gemeinschaftlich bei Olson, ehemals Olson Rough, bedanken, der dies möglich gemacht hat. Er hat sich nämlich entschieden, sein Album „Ballonherz“ zu veröffentlichen und die MP3-Files nicht auf dem MacBook Air verrotten zu lassen. Schlecht für die musikalisch interessierte Menschheit, aber gut für uns.

Was ist denn nun so grauenhaft? Die Antwort ist einfach: Fast alles ab Track Nummer Zwei. „Mein kleines Hollywood“ – der Opener – ist noch ansprechend. Der Titel lässt zwar Kitschiges vermuten. Tatsächlich setzt sich Olson hier aber melancholisch mit den Grenzen des eigenen Lebens auseinander und träumt sich nur bodenständig in andere Dimensionen. Stichwort: „Mehr gibt das Drehbuch nicht her“. Das wirkt sehr erfrischend und unerwartet. Schon im zweiten Song „Der beste Moment“ zeigt er jedoch, dass es das gewesen sein wird.

Der Singsang-Rap stört in „Mein kleines Hollywood“ nicht, weil man ihn als ein einzelnes Werkzeug in der Werkstatt wahrnimmt. Doch die Illusion wird zerstört: An diesem Flow wird sich im Verlauf von „Ballonherz“ nichts mehr ändern. Während andere Rapper über Hammer, Hobel, Säge usw. verfügen, hat Olson nur eine Zange. Und mit der versucht er dein Herz aufzuknacken. Was er nicht weiß: Er friemelt damit eigentlich an deinem Gehörgang rum und das tut ziemlich weh.

Es fehlen auch einfach die Themen. „Paris (Fernweh I)“ und „Meer (Fernweh II)“ möchten sich hinfort träumen, doch das hat selbst Mark Forster in „Au Revoir“ besser gemacht. Da das ein unsagbar anstrengender Radio-Track ist, will das was heißen. An anderer Stelle will Olson der Welt mit einem „Megafon“ seine Gedankenwelt mitteilen oder stellt fest: „Wenn wir eines nicht haben, dann Zeit“ („Morgen vorbei“). Wenn ihr jetzt denkt, dass diese Trivialität nicht zu unterbieten ist, dann gebt euch folgende Zeilen aus „Taxameter“ (Originalzitat!):

„‚Sie sagt: Lass uns einfach zu dir fahren.’/
‚Hm, ne, lass mal besser zu dir fahren.’/
‚Okay, egal, mir egal.’/“

Ich frage mich, wer das als erzählenswerte Geschichte empfindet. Das wäre sogar für ein Gespräch unter Freunden über die letzte Partynacht zu lahm. Und doch ist es auf einem Album gelandet, bei dem immerhin ein Majorlabel seine Finger im Spiel hat. Die Mischung aus Pop und Rap ist ohnehin verpöhnt. Durch „Ballonherz“ merkt man allerdings, dass Cro nur die Spitze des Eisbergs ist. Schließlich produziert er wenigstens astreine Beats und kann auch rappen (siehe RBA-Runden). Olson hingegen ist nur ein durchschnittlicher Rapper, der sich durchschnittliche Beats gepickt hat und durch den Pop-Einschlag in seiner eigenen Normalität versinkt.

Unglaublich, dass Prinz Pi hier mitgewirkt hat – gerade, wenn man bedenkt, was für einen vielversprechenden Newcomer er mit eRRdeKA zeitgleich in den Startlöchern stecken hat. Was ist nur schief gelaufen?

1/5

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