Platten des Jahres: 2011

Ich möchte mit einem gängigen Missverständis aufräumen. Dieses besagt, dass James Blake mit seinem selbstbetitelten Debüt im Jahr 2011 (das in dieser Liste noch fehlt, aber in naher Zukunft eingebaut werden wird) die Speerspitze des so genannten Future R’n’B bzw. Alternative R’n’B bildete. Eine ausgezeichnete Platte, keine Frage. Doch DIE Platte des Genres und gleichzeitig des Jahres lieferte für mich ein Anderer ab: Jamie Woon. Vergleichsweise stiefmütterlich behandelt angesichts des Hypes um Blake verband Woon auf „Mirrorwriting“ mystische Klangverläufe mit pop-affinen Melodien und dem typischen R’n’B-Schmalz der 90er Jahre. Schon das großartige Video zu „Night Air“ hatte mich damals im Handumdrehen um den kleinen Finger gewickelt.

Selbstverständlich gab es aber auch noch eine gute Handvoll anderer großartiger Veröffentlichungen im Jahr 2011. Ben Howard machte mit „Every Kingdom“ Folk in Windeseile radiotauglich, ohne dabei in die Belanglosigkeit abzudriften. Die nachfolgenden Alben „I Forgot Where We Were“  und – vor allem – „Noonday Dream“ bestätigten den guten Eindruck des Erstlings. Auch „Helplessness Blues“ von den Fleet Foxes sei erwähnt, das zwar nicht ganz an das Debüt von 2008 heranreichte, es aber dennoch schaffte, den typischen gemütlichen Hütten-Folk-Sound zu transportieren.

Deutlich zackiger gerierte sich „Feel It Break“ von Austra. Geradezu dramatisch die Vocals, die dennoch nie in den Kitsch abdriften. Vor allem das großartige „Lose It“ sei an dieser Stelle lobend erwähnt. An der lärmenden Front gab es ebenfalls einige lohnenswerte Releases, in die Freund*innen von Hardcore reinhören sollten – falls sie es (wovon in einigen Fällen auszugehen ist) nicht ohnehin schon getan haben. „Parting The Sea Between Brightness And Me“ verbindet – wie man es von Touché Amoré gewohnt ist – starken (Melodic) Hardcore mit anspruchsvollen Lyrics. Trapped Under Ice bedienen auf „Big Kiss Goodnight“ hingegen den unmittelbareren Hardcore-Geschmack mit deutlichen Beatdown-Anleihen.

  1. Jamie Woon – Mirrorwriting | 4.5
  2. Ben Howard – Every Kingdom | 4.0
  3. Fleet Foxes – Helplessness Blues | 4.0
  4. Arctic Monkeys – Suck It And See | 4.0
  5. Beirut – The Rip Tide | 4.0
  6. K.I.Z. – Urlaub fürs Gehirn | 4.0
  7. Sorcier Des Glaces – The Puressence Of Primitive Forests | 4.0
  8. Touché Amoré – Parting The Sea Between Brightness And Me | 4.0
  9. Nils Frahm – Felt | 4.0
  10. Hiob – Drama konkret
  11. Austra – Feel It Break | 3.5
  12. Clams Casino – Instrumentals | 3.5
  13. Beastie Boys – Hot Sauce Committee Part Two | 3.0
  14. Thrice – Major/Minor | 3.0
  15. The Wombats – Proudly Present…This Modern Glitch | 3.0
  16. Wasted – Outsider By Choice | 3.0
  17. Bilderbuch – Die Pest im Piemont | 3.0
  18. Harm’s Way – Isolation | 2.5
  19. The Air I Breathe – Great Faith In Fools | 2.5
  20. Trapped Under Ice – Big Kiss Goodnight | 2.5

Dishonorable Mentions

  • Koljah & NMZS – Motto Mobbing: Obwohl ich die Antilopen Gang sehr gerne mag, ist „Motto Mobbing“ leider völlig unausgereift und hat mich in keinem Aspekt (Lyrics, Beats etc.) abgeholt. Schade. | 2.0
  • War Hungry – War Hungry: Eine Mischung aus Hardcore Punk und Sludge – klingt auf dem Papier ja erstmal gut. Auch das Cover hat mich angesprochen. Herausgekommen ist leider dennoch ein abwechslungsarmes Album, das wenig Spannung bietet. | 2.0
  • Korn – The Path Of Totality: Korn versuchen Nu Metal mit Dubstep zu vermischen. Mehr muss man eigentlich nicht sagen. Absolut grausam. | 1.5

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