
Quelle: https://bit.ly/2UiVCxW
Ich habe mich sehr lange Podcasts verwehrt. Sehr, sehr lange. Ich wusste nicht so recht, wann ich sie hören sollte, denn immer wenn ich Zeit und Muße hatte, etwas bewusst zu hören, habe ich mich dann doch für Musik entschieden. Das änderte sich vor zwei Jahren schlagartig, als ich Podcasts als Einschlaf-Hilfe für mich entdeckte. Auf einmal hörte ich sie auch im Zug, beim Duschen, auf der Arbeit. Und schlief dabei nicht mehr ein. Mittlerweile hat sich eine kleine Liste an Podcasts gebildet, die ich regelmäßig verfolge und die ich euch gerne vorstellen möchte. Zunächst zu den musikalischen Formaten:
Podcast von Anthony Fantano, the internet’s busiest music nerd. Auf Youtube hat er mit seinem Kanal „The Needle Drop“ ziemliche Bekanntheit erlangt. Fast zwei Millionen Abonnent*innen folgen ihm da – eine beachtliche Zahl für einen Kanal, der ausschließlich Musik-Rezensionen bietet. Sein Podcast ist seinen Videos sehr, sehr ähnlich. Pointierte Besprechungen aktueller Alben aus allen möglichen Genres. Fantanos Fachwissen ist atemberaubend.
In „Plattenkränzchen“ plaudern Jayne Cash und postrob zweiwöchentlich über alles rund um Musik – egal, ob Konzerte, Alben oder sonstiger Schnickschnack. Viel Indie, viel Festivals, viel Grundsätzliches. Eine angenehme Dialogsituation, der man gespannt lauschen darf.
Heiß und fettig, denn „Reflektor“ ist ganz frisch. Jan Müller, seines Zeichens Bassist bei Tocotronic, empfängt Gäste aus dem Musik-Universum und plauscht mit ihnen über ihre Diskografie, Einflüsse und alles, was sonst noch so ansteht. In den ersten beiden Folgen waren Marian Gold von Alphaville und Frank Z von Abwärts zu Besuch. Ihr glaubt ja nicht, wie oft ich nach Folge 1 „Forever Young“ und „Big In Japan“ gehört habe.
Sicherlich eher ein Geheimtipp und doch umso lohnenswerter ist „Track17“ von Christopher Hunold und Albert Koch. Koch dürfte einigen als Chefredakteur des Musikexpress‘ bekannt sein. Zusammen philosophieren sie über Platten des Monats und tauchen auch mal tiefer in den Back Katalog einer Band ein. Für mich besonders interessant: als ausgemachte Elektro-Amateurin kann ich hier sehr, sehr viel über House, Techno & Co. lernen. Leider gab es schon länger keine neue Folge mehr, doch ich verspreche euch, dass sich das Reinhören in die alten Episoden lohnt!
„Washed Up Emo“ ist ein Podcast von Tom Mullen aus New York, in dem er sich mit Emo, Hardcore und Artverwandtem aus den späten 90ern und frühen 00ern beschäftigt. Dabei bekommt er in jeder Folge außergewöhnlich prominente Gäste. Unter anderem haben sich schon Ian MacKaye, Scott Vogel (u.a. Terror) und Anthony Raneri (Bayside) die Ehre gegeben. Man muss kein riesiger Emo-Fan sein, um das Format zu mögen. Auch Interessierte an Genres im Allgemeinen werden hier glücklich werden.
Doch es muss nicht notwendigerweise um Musik gehen. Podcast-Themen gibt es in Hülle und Fülle. Eine kleine Auswahl an interessanten Formaten, in denen es nicht um Musik geht:
Michael Buchinger ist einer der bekanntesten österreichischen Influencer. Ich bin vor einigen Jahren auf seine Youtube-Videos gestoßen und verfolge seitdem sehr gerne seine Hasslisten, Back-Videos und Tine Wittler-Imitationen. Seit zirka einem Jahr betreibt er auch einen Podcast „Buchingers Tagebuch“, in dem er an uns an seinem Alltag teilhaben lässt. Für Fans des Wiener Schmäh ein absolutes Muss!
„Can He Do That?“ ist ein Podcast der Washington Post, der allwöchentlich der Frage nachgeht, ob Donald Trumps aktuellste Eskapaden legal sind. Dazu lädt sich Moderatorin Allison Michaels allerlei Expert*innen ein, mit denen sie gemeinsam beleuchtet, ob Trump seine Ankündigungen überhaupt umsetzen kann und wenn ja, welche Konsequenzen dies für uns alle hätte. Gut recherchiert und so objektiv, wie man angesichts der ganzen Misere sein kann.
Allen Fußball-Fans seien sämtliche (!) Formate des Rasenfunks ans Herz gelegt. Max-Jacob Ost taucht in der „Schlusskonferenz“, dem „Tribünengespräch“ und dem „Kurzpass“ in die nerdigsten Ecken des beliebtesten Mannschaftssportes ab. Während es im Tribünengespräch in sehr langen Episoden um ein spezifisches, nicht per se tagesaktuelles Thema geht, werden im „Kurzpass“ knackige Rückblicke auf andere Ligen (oder auch weniger komplexe Themen) geworfen. In der „Schlusskonferenz“ – meinem Lieblingsformat – wird der aktuelle Bundesliga-Spieltag mit gut informierten Gästen unter die Lupe genommen. Dabei bleiben Ost & Co. angenehm objektiv und glänzen mit Taktikwissen, das seinesgleichen sucht.
Es folgt ein Podcast, den ich vor allem empfehlen kann, wenn man seine Zeiten beim Jogging aufpolieren möchte. Ich spreche aus Erfahrung, denn ich habe im vergangenen Jahr „Serial Killers“ exzessiv während des Laufens im Wiener Prater gehört. In je zwei Teilen wird die (Kriminal-)Geschichte eines/einer Serienmörder*in beleuchtet. „Serial Killers“ ist sehr amerikanisch, d.h. für den Einen oder die Andere mag der Podcast eventuell etwas zu reißerisch sein. Wer über teils unpassende Dramatisierungen hinwegsehen kann und sich bei Geschichten über Serienkiller*innen nicht allzu sehr gruselt, wird hier aber glücklich.
Ich höre überhaupt kein Radio mehr, was musikalische Gründe hat. Die Nachrichten gehen mir dort allerdings ab, wofür „Was jetzt?“ von Zeit Online eine wunderbare Alternative ist. Jeden Morgen wird man in 10-minütigen Folgen mit tagesaktuellem Geschehen und zumeist auch einem kleinen, etwas tiefgreifender aufbereiteten Schwerpunkt-Thema abgeholt. Nachrichten-Podcasts gibt es viele und „Was jetzt?“ ist nicht der einzige, den ich höre – aber mit Abstand der beste!