Ich kann guten Gewissens behaupten, dass der September 2019 einer der aufregendsten Monate meines Lebens gewesen sein dürfte. Die Familie ist um ein Mitglied angewachsen und seitdem haben sich Prioritäten und Freizeitbeschäftigungen natürlich verschoben. Ich habe trotzdem genug Musik gehört, um euch fünf Alben vorzustellen, die mich in den vergangenen vier Wochen begleitet haben. Nicht alle davon sind gut – so ehrlich muss ich sein.
Knocked Loose – A Different Shade Of Blue (2019)
Knocked Loose ist eine meiner absoluten Lieblingsbands. Vor zirka zwei Jahren sah ich sie im Vorprogramm von Comeback Kid im Wiener Flex. Damals rätselten meine Begleitung und ich erstmal minutenlang, ob die Band einen Front-Sänger oder eine Front-Sängerin hat (Bryan Garris hatte damals Ende 2017 sehr lange Haare). Garris‘ Stimme war gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie auch catchy. In den folgenden Tagen hörte ich ihr Album „Laugh Tracks“ rauf und runter. Zwei Monate später sah ich sie noch mal beim Wiener Stopp des Impericon Festivals und war vollends überzeugt. Im August erschien nun mit „A Different Shade Of Blue“ das zweite Album der Band und holy shit, ist das ein Brett. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein Hardcore- bzw. Metalcore-Album gehört zu haben, das so auf den Punkt produziert ist. Für mich aktuell der heißeste Anwärter auf den Titel „Album des Jahres 2019“.
Die Ärzte – Im Schatten der Ärzte (1985)
Anfang September habe ich mir in den Kopf gesetzt, alle Ärzte-Alben ganz bewusst durchzuhören, um herauszufinden, was für mich persönlich Höhen und Tiefen in ihrer Diskografie sind. Ich ging chronologisch vor und direkt bei „Im Schatten der Ärzte“ blieb sehr viel hängen. Selbst zu meinen größten Ärzte-Fangirl-Zeiten hatte ich das Album stiefmütterlich behandelt. Im Nachhinein nur schwer verständlich, denn mit Songs wie „Käfer“ und „Du willst mich küssen“ hat die Platte durchaus einige Hits zu bieten.
Sido – Ich & Keine Maske (2019)
Es folgt ein Geständnis, Part I: Nachdem ich mich jahrelang erfolgreich Casting-Show verwehrt habe, bin ich nun bei The Voice Of Germany hängen geblieben. Obwohl ich mit keiner/keinem Kandidat*in so richtig mitfiebere, ist die Sendung doch recht unterhaltsam. Seit diesem Jahr ist Sido in der Jury und dabei dermaßen sympathisch, dass ich nicht anders konnte als in sein aktuelles Album „Ich & Keine Maske“ reinzuhören. Siehe da, es gefällt mir sogar ganz gut. Ein paar komische Männlichkeits-Momente sind dabei – vor allem „Fällig“ ließ mich etwas ratlos zurück. Dafür überzeugen Tracks wie „Melatonin“ umso mehr.
Die Ärzte – Planet Punk (1995)
Und noch ein Ärzte-Album. Für mich ihr bestes Album und auch beim aufmerksamen Nachhören verfestigt sich dieser Eindruck. Keine Frage, wir haben es mit einer Fun Punk-Band zu tun, aber wie großartig kapitalismuskritisch ist das finale „Opfer“ bitte? Da könnte sich ein Großteil der ernsthaften Deutschpunk-Bands mehr als eine Scheibe abschneiden.
Mark Forster – Bauch und Kopf (2014)
Es folgt ein Geständnis, Part II. In diesem Fall der unangenehmeren Art. Wie „Bauch und Kopf“ von Mark Forster in meinen Alben des Monats landen konnte, verstehe ich nämlich selbst nicht so ganz. Es liegt übrigens nicht an Voice of Germany, sondern eher daran, dass sich „Au Revoir“ und „Flash mich“ wunderbar einem wenige Tage bzw. Woche altem Baby zur Beruhigung vorsingen lassen. Und dann irgendwie im Kopf hängen bleiben und man sie dann auch alleine freiwillig hört. Ich kann euch dieses Album also nicht ohne Bauchschmerzen empfehlen, aber Ohrwurm-Potenzial ist (leider) da.
Wohl wahr. „Au Revoir“ habe ich heute noch im Kopf, dabei blockiert der Song wichtigen Speicherplatz.