Jon Hopkins

Platten des Jahres: 2018

Das Jahr 2018 ermöglicht den ersten „Platten des Jahres“-Beitrag, wie ich ihn mir in vollendeter Form vorstelle. 100 Alben, die mindestens eine 2.5 von mir erhalten haben. Laufend aktualisiert. Wenn ich in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren weitere Alben aus 2018 entdecke, wird die Liste auf den neuesten Stand gebracht und andere Alben müssen aus den Top 100 weichen. So that’s that.

Man könnte meinen, dass 2018 für mich ein maues Musikjahr war, da ich kein einziges Mal die Höchstwertung 5.0 verteile. Das finde ich tatsächlich auch schade. Allerdings gibt es eine ganze Reihe an großartigen Alben, die mit 4.5 ganz knapp am Olymp vorbei geschrammt sind. Die Liste wird angeführt von Simian Mobile Disco. Zuvor sorgten sie vor allem zu meiner Abi- und frühen Studienzeit für den Party-Soundtrack am Wochenende. Entsprechend gemäßigt waren meine Erwartungen an ihr Album, als ich erspähte, dass für 2018 ein neues Release angekündigt war. „Murmurations“ entpuppte sich dann aber als ganz großer Wurf. Zusammen mit dem Deep Throat Choir kreieren Simian Mobile Disco einen archaischen Tribal-House-Sound, der einen von Sekunde 1 an in seinen Bann zieht.

Knapp dahinter läuft die Kollaboration von Kanye West und Kid Cudi namens Kids See Ghosts ein. Endlich sieht man mal wieder die guten musikalischen Seiten von Kanye, nachdem er es einem in letzter Zeit ziemlich schwer gemacht hatte, ihn zu mögen. Das selbstbetitelte Album strotzt vor ausgetüftelten Sounds, die es schaffen, den modernen Sound des Hip-Hop aufzugreifen ohne dabei so unterkomplex wie viele andere derzeitige Genre-Vertreter zu klingen. Überhaupt gab es so einige Rap-Perlen im Jahr 2018. „TA13OO“ von Denzel Curry pendelt zwischen Aggressivität und ansprechenden Melodien, „?“ von XXXTENTACION probiert sich munter einmal durch die gesamte Soundcloud-Ästhetik und Rin fügt auf „Planet Megatron“ Deutschrap eine neue Facette hinzu. Weitere honorable mentions: „beerbongs & bentleys“ von Post Malone (auch wenn mir bewusst ist, dass dies ein streitbares Release ist- ich liebe es alleine schon für „Ball For Me“ mit Nicki Minaj) und „KOD“ von J. Cole. (mehr …)

Platten des Jahres: 2009

Es ist das erste Mal, dass es mich schmerzt, ein Album nicht an der Spitze meiner Jahrescharts zu sehen. Weil es ein unglaublicher Klassiker ist, der in jeder gut sortierten Plattensammlung stehen sollte. Allein: ein anderes Album ist ebenso gut und trifft mich etwas mehr ins Herz. Hach, es tut mir leid, aber „xx“ von The xx vertritt bei den Platten des Jahres 2009 den unverdientesten zweiten Platz überhaupt. Die Mischung aus Indie Pop, Post-Punk und Future R’n’B hatte ich so noch nie gehört und ich kann ohne Pathos sagen, dass das Album meinen musikalischen Horizont erweiterte, weil es mich aus meinen damaligen Indie-Scheuklappen befreite.

Emotional relevanter wurde für mich jedoch „Old Crows/Young Cardinals“ von Alexisonfire, das drei Wochen zuvor erschienen war. Bei Rate Your Music wird es als schlechtestes Album der Band gehandelt – wobei ein Schnitt von 3.14 auf RYM immer noch äußerst respektabel ist. Grund dafür dürfte meiner Meinung nach vor allem der etwas gediegenere Stil im Vergleich zu den vorherigen Veröffentlichungen sein. Zunächst kam ich überhaupt nicht über die ersten beiden Songs, die dem Album seinen Namen geben, hinaus. Irgendwann schaffte ich es doch und dahinter verbarg sich eine Perle nach der anderen. Eine ganze Reihe von Tracks auf „Old Crows/Young Cardinals“ halte ich für Meisterwerke der Band, beispielsweise „Born & Raised“, „Midnight Regulations“ oder das wunderbar anrührende „The Northern“. Besonders toll: auch nach Jahren entdecke ich neue kleine Elemente, die mich beim xten Durchlauf überraschen und berühren. Von Dallas Green wunderbarer Stimme möchte ich gar nicht erst anfangen, weil es hier sonst in eine deplatzierte Lobeshymne ausufern würde. (mehr …)

Platten des Jahres: 2001

Das zweite Jahr der sogenannten Nuller-Jahre wartete mit einem Klassiker des French House auf. „Discovery“ von Daft Punk ist und bleibt nicht nur für die elektronische Musik, sondern auch für Popkultur im Allgemeinen eine Leuchtkerze in einem musikalisch schwierigen Jahrzehnt. Allein schon dank „One More Time“ und „Harder Better Faster Stronger“. Da wurde direkt zu Beginn des Milleniums ein Tor zu neuen Klängen aufgestoßen, das auch 18 Jahre später offen steht und aus der sowohl die Pop- als auch Indie-Szene (im kommerziellen Sinne) schöpfen kann.

Eine ganz andere Niche bediente „5,6,7,8 Bullenstaat“ von den Ärzten. Ein (leider) häufig unterschätztes Album der selbsternannten besten Band der Welt. Die Ärzte waren für mich die Wegbereiter in die Punk-Gefilde und dafür werde ich ihnen immer dankbar sein, auch wenn wir uns in den vergangenen Jahren etwas auseinander gelebt haben. „5,6,7,8 Bullenstaat“ ist gespickt mit kurzen, knackigen Straßenpunk-Songs, die in ihren besten Momenten tatsächlich richtig lustig sind. So punkig waren die drei Herren aus Berlin nie wieder. (mehr …)