Deutschrap has come a long way. Den rasanten Wandel, den das Genre in den letzten Jahren hingelegt hat, hätten die Wenigsten – mich eingeschlossen – für möglich gehalten. Dabei geht es nicht (nur) um zugewonnene Qualität, sondern vor allem um neu erschlossene Vielfältigkeit, durch die Deutschrap mittlerweile ein Überbegriff für dutzende Spielarten des Hip-Hop ist. Faszinierend, wie sich beispielsweise Juicy Gay, Retrogott und K.I.Z. irgendwie in die gleiche Schublade stopfen lassen. (mehr …)
K.I.Z.
Platten des Jahres: 2011
Ich möchte mit einem gängigen Missverständis aufräumen. Dieses besagt, dass James Blake mit seinem selbstbetitelten Debüt im Jahr 2011 (das in dieser Liste noch fehlt, aber in naher Zukunft eingebaut werden wird) die Speerspitze des so genannten Future R’n’B bzw. Alternative R’n’B bildete. Eine ausgezeichnete Platte, keine Frage. Doch DIE Platte des Genres und gleichzeitig des Jahres lieferte für mich ein Anderer ab: Jamie Woon. Vergleichsweise stiefmütterlich behandelt angesichts des Hypes um Blake verband Woon auf „Mirrorwriting“ mystische Klangverläufe mit pop-affinen Melodien und dem typischen R’n’B-Schmalz der 90er Jahre. Schon das großartige Video zu „Night Air“ hatte mich damals im Handumdrehen um den kleinen Finger gewickelt.
Selbstverständlich gab es aber auch noch eine gute Handvoll anderer großartiger Veröffentlichungen im Jahr 2011. Ben Howard machte mit „Every Kingdom“ Folk in Windeseile radiotauglich, ohne dabei in die Belanglosigkeit abzudriften. Die nachfolgenden Alben „I Forgot Where We Were“ und – vor allem – „Noonday Dream“ bestätigten den guten Eindruck des Erstlings. Auch „Helplessness Blues“ von den Fleet Foxes sei erwähnt, das zwar nicht ganz an das Debüt von 2008 heranreichte, es aber dennoch schaffte, den typischen gemütlichen Hütten-Folk-Sound zu transportieren.
K.I.Z. – Das Kannibalenlied/Boom Boom Boom
K.I.Z. sind wieder da und das habt ihr mit Sicherheit schon mitbekommen. Trotzdem müssen die zwei neuen Songs einfach auf diesem Blog landen – selbst wenn ihre Veröffentlichung schon ein paar Tage zurück liegt. Da wäre zum Einen „Das Kannibalenlied“ das viel zu eingängig ist und wahrscheinlich dazu geführt hat, dass jetzt alle meine Nachbar*innen denken, ich würde mir Nazi-Marschmusik anhören. Und dem gegenüber steht „Boom Boom Boom“, das allen Pegida-Anhänger*innen den Stinkefinger zeigt. Ein Hauch von Intelligenz und politischem Bewusstsein weht durch den deutschsprachigen Rap-Mainstream.