Eigentlich müsste dieser Beitrag „Ein paar Alben des Jahres 2019“ heißen, denn ich habe im vergangenen Jahr – verhältnismäßig – wenig Musik gehört. Am Ende kamen dennoch 50 Scheiben zusammen, die ich euch guten Gewissens empfehlen kann, womit ich für den/die Ottonormalverbraucher*in immer noch zur Kategorie Musiknerd zählen dürfte, doch gerade wenn man sich in mehreren Genres bewegt, sind 50 Alben in einem Kalenderjahr lächerlich wenig.
Um also Fragen und Hinweisen zuvor zu kommen: ja, ich weiß, dass unzählige gute Alben fehlen. Die werden sicherlich im Laufe der nächsten Jahre ihren Weg in die Top-Alben 2019 finden, wie es auch mit allen anderen Jahrgängen auf diesem Blog geschieht. Versteht diese Liste bitte viel eher als eine Momentaufnahme ohne irgendeinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Natürlich bin ich mit meinen Alben 2019 ziemlich spät dran. Eigentlich wollte ich diese Liste schon viel früher raushauen, aber dann kam Corona und alles ganz anders.
50. Deerhunter – Why Hasn’t Everything Already Disappeared?
An „Monomania“ oder „Halycon Digest“ kann die aktuelle Deerhunter-Platte nicht heranreichen und doch bietet sie Neo-Psychedelia der feinen Sorte. Nicht unbedingt ein Album, das man gehört haben MUSS, dafür aber eins, das man immer bei Besuch von Familie und Freund*innen auflegen darf – egal, wer kommt.
49. Yassin – Ypsilon
Yassin funktioniert auch ohne Audio88. Das wurde 2019 abschließend bewiesen. Auf „Ypsilon“ gibt er sich deutlich poppiger als zuvor. Sicherlich nicht für jeden Fan die richtige stilistische Entwicklung und auch ich mag seine zynische, misanthropische Art lieber. Das ändert jedoch nichts daran, dass „Ypsilon“ viele eingängige Melodien bietet, denen man sich nur schwer entziehen kann.
48. Bring Me The Horizon – Amo
A propos Fan-Kritik: auch Bring Me The Horizon sind bestens vertraut mit einer verärgerten Zuhörer*innenschaft, die mit dem neuen Sound so gar nichts anfangen kann. Die Engländer haben sich mittlerweile schon durch diverse Genres gespielt. Über Deathcore, Metalcore und irgendwas mit Elektro sind sie nun im Pop angekommen. Wer Core erwartet, wird bitterlich enttäuscht. Wer gelegentlich mit seichteren Klängen leben kann, darf „Amo“ anspielen.
47. Millencolin – SOS
Ihrem Stil treu bleiben nach wie vor Millencolin. Immer noch Punk Rock, immer noch spaßig. Der Zenit von Pop- und Skate-Punk ist seit Jahren überschritten, aber langweilig wird mir bei Millencolin dennoch nicht. Besonders der Titeltrack ist ein Ohrwurm par excellence.
46. Waving The Guns – Das muss eine Demokratie aushalten können
Obwohl ich Rap liebe und politisch eher links zu verorten bin, kann ich mit dem so genannten Zeckenrap wenig bis gar nichts anfangen. So verhielt es sich bisher auch mit Waving The Guns, sodass ich nicht gerade behaupten könnte, sehnsüchtig auf „Das muss eine Demokratie aushalten können“ gewartet zu haben. Umso überraschter war ich, wie kohärent das Album ist. Vor allem der Titeltrack ist empfehlenswert.
45. Weyes Blood – Titanic Rising
Meine erste Begegnung mit Weyes Blood erfolgte mit „Titanic Rising“ und natürlich war das überfällig. Zugegeben: es ist nicht gerade ein Album, das durchgehend auf die zwölf geht, aber ist in sich so wunderbar geschlossen und angenehm, dass es das auch gar nicht muss.
44. Angel Du$t – Pretty Buff
Für mich die größte Überraschung des Jahres. Angel Du$t sind ihres Zeichens eigentlich eine gestandene Hardcore-Band aus Baltimore und legten mit „Pretty Buff“ ein Album vor, das sich irgendwo zwischen Alternative und Pop Punk abspielt. Damit hatte ich nicht gerechnet und tat mich anfangs schwer. Doch wenn man sich erstmal gewöhnt hat, ist es eine wirklich gute Scheibe. Und „Push“ ist ein verdammter Hit!
43. Girlpool – What Chaos Is Imaginery
Schwierige Kiste auf Platz 43, denn von diesem Album habe ich mir eigentlich mehr erwartet. „What Chaos Is Imaginery“ ist im Grunde also eine kleine Enttäuschung, aber der entspannte, zurückgezogene Sound von Girlpool wickelt mich doch genug um den Finger, dass die Scheibe in den Top 50 landen MUSS. Wer ein Herz für Lo-Fi und Dream Pop hat, muss dieses Album anspielen.
42. La Dispute – Panorama
Genau wie Angel Du$t wandelten auch La Dispute 2019 auf sanfteren Wegen als zuvor. Mehr Emo als Core und ja, teilweise gefährlich nah an der Belanglosigkeit. Trotzdem sind Jordan Dreyers Texte ungewöhnlich tiefgängig für dieses Genre und so bleibt „Panorama“ eben doch auf der relevanten Seite dieses Musikjahres. Über das grausame Artwork der Platte muss aber noch geredet werden.
41. Ilgen-Nur – Power Nap
Ilgen-Nur galt schon länger als Geheimtipp der deutschen Indie-Szene. Mit „Power Nap“ legte sie 2019 ihre erste LP vor und konnte diesem vorauseilenden Ruf zumindest in Teilen gerecht werden, auch wenn für mich noch Luft nach oben gelassen wurde. Die stärksten Momente hat die Hamburgerin bei Tracks wie „Easy Way Out“. Dieser Bass, dieser Chorus – schmacht!